Eugen Grimminger Schule (Druckversion)

Literaturlokal lieferte erneut Höhepunkte

Bereits zum zehnten Mal wurde das Foyer der Crailsheimer Eugen-Grimminger-Schule zum „Literaturlokal". Die zehnte Auflage der Literaturreihe „Erlesenes" ging hier über die Bühne, und der Zuspruch alter und neuer Fans dieses besonderen Formats war ungebrochen.

Zehnmal „Erlesenes" mit der Buchhändlerin Ursula Gmähle, die vor allem eine kenntnisreiche Büchervermittlerin ist, waren für Schulleiterin Anne Technau Anlass zu grundsätzlichen Betrachtungen im wieder einmal vollen Haus. So bescheinigte sie Ursula Gmähle unter lebhafter Zustimmung durch das Publikum Fachwissen und Gespür, was die Veranstaltung „immer wieder ein Genuss" sein lasse.

Weiterhin dankte die Hausherrin treuen Besuchern, die ebenso wie „Neulinge" bei dieser Gelegenheit wieder sichtbar viel Spaß hatten. Dazu tragen neben der unterhaltsamen Einführung in Bücherneuheiten auch gute Getränke und leckere Kleinigkeiten aus der Küche bei. Verantwortlich dafür zeichnen als Veranstalter das Bibliotheksteam mit dem Förderverein im Hintergrund sowie das Team um Küchenmeister Waldemar Pazurek. Ein besonderer Applaus galt an diesem Abend der Bibliotheksbetreuerin Petra Martin, die sich ganzjährig um die auch öffentlichen Bücherei der Schule kümmert.

Der Einsatz für Bücher und das Lesen und Sprache allgemein ist besonders prägend auch für den Gast dieses Abends, die Crailsheimer Ehrenamtliche Ingrid Schlosser. Hatte sie zunächst Asylsuchenden Deutschunterricht gegeben, galt und gilt ihr weiterer Einsatz vor allem der Lese-, Sprach- und Hörförderung. Insbesondere die Bücherei des Stadtteils Kreuzberg verdankt sich Ingrid Schlossers Engagement, für das sie 2013 das Verdienstkreuz am Bande erhielt, das sie an diesem Abend in der „zivilen Version" nach eigenem Bekunden auch erstmals trug. Wie sie es von Bundespräsident Joachim Gauck persönlich überreicht bekam und was Inhalt der offenbar sehr freundlichen und auch bildlich festgehaltenen Unterhaltung war, erzählte Ingrid Schlosser zum großen Amüsement in gekonnter Lockerheit.

Souverän machte Ingrid Schlosser auch deutlich, dass sie aus ihrer umfangreichen Lektüre der vergangenen Jahre nicht ein besonders schwergewichtiges Buch ausgewählt habe, sondern einfach eins, das ihr in jüngster Zeit gut gefallen habe. „Ich hatte einfach Spaß daran" beschrieb Schlosser die leichte, unterhaltsame und spritzige Lektüre von „Wir fangen gerade erst an" von Catharina Ingelmann-Sundberg, wo rebellische Senioren nicht nur den Alltag ihres steril-trostlosen Altersruhesitzes auf den Kopf stellen.

Ursula Gmähle hatte sich derweilen beide Weltkriege vorgenommen, den „Großen Krieg" mit dem Roman „14" von Jean Echenoz. „Noch ein Weltkrieg-Buch" sei das zwar, aber eins, wo inhaltlich faszinierend kondensiert werde, obwohl die Geschichte von der „stumpfsinnigen, stumpfen Oper" manchmal keineswegs knapp in der Sprache sei. „28 Tage lang" ist derweil ein Bericht aus dem Warschauer Ghetto, in dem es dem Autor Avid Safier darum geht, eine Brücke zwischen den Generationen zu schlagen. Der Widerstand im Ghetto wird hier ergreifend geschildert.

„Solange ich lebe, kriegt mich der Tod nicht" sagte einer der interviewten Autoren zu Tobias Wenzel, der die Begegnungen mit ihnen auf Friedhöfen in Wort und Bild zu seinem Thema machte. So kam er auf alle Kontinente, traf etwa Jussi Adler-Olsen, Cornelia Funkte, Cees Noteboom, Siri Hustvedt und Jonathan Frantzen, der an diesem speziellen Ort auch als Ornithologe unterwegs ist.

Um den Tod und Tiere ging es in zwei weiteren Werken: Von Ernest Hemingways „Der alte Mann und ein Meer" gibt es nicht nur eine Neuübersetzung, sondern auch die Lesung von Christian Brückner. „Der Tag, an dem der Wal durch London schwamm" von Selja Ahava setzt derweil nicht nur einem schwerfällig-gefährdeten Riesensäuger ein Denkmal, sondern vor allem dem beweglichen, wenn auch nicht immer stabilen Geist der Protagonistin. Literarisch emphatische Highlights auch im Traurigen zu setzen, könnte man denn auch als Spezialität der an diesem Abend vorgestellten Autoren sehen.

http://www.eugen-grimminger-schule.de//unsere-schule/archiv-bildergalerie/archiv-2015-aelter